Wer Latein in der Schule hatte, weiß: Vom Übersetzen bekommt man graue Haare. Und wer sich daran erinnert, dass es sich bei Latein um eine »tote Sprache« handelt, wird einsehen, dass »lebendige Sprachen« noch schwerer in der Übersetzung sind. Aber wieso?
Sprache lebt
Von »YOLO« bis »läuft bei dir« – Sprache wird durch den täglichen Gebrauch geformt, verändert und aktualisiert. Ob Jugendsprache, Umgangssprache oder Dialekt – der stetige Wandel ist wichtig, damit eine Sprache zeitgemäß bleibt.
Was verstehen Maschinen daran nicht?
Maschinelle Übersetzungstools wie Google Translate erkennen selten den Kontext des zu übersetzenden Textes. Vereinfacht kann man sagen: Sprache ist zu komplex für Maschinen. Das möchte ich nachfolgend an einem Beispiel verdeutlichen, mit dem ich kürzlich konfrontiert wurde.
Occupy Pizza – eine neue Bewegung?
Sie haben richtig gelesen. In diesem Abschnitt wird es um Occupy Pizza gehen. Einer Bewegung, die mir als Italienerin nur recht kommen kann. Aber von vorn:
Für einen Auftraggeber aus der Hotelbewertungsbranche sollte ich Bewertungen, die größtenteils aus dem Deutschen ins Englische übersetzt wurden, korrigieren. Denn bevor Übersetzer zu Rate gezogen wurden, hatte man diese bereits durch maschinelle Übersetzungsprogramme laufen lassen. So stand ich mit meinen Kollegen vor diversen sprachlichen Besonderheiten: Was wollte die Maschine uns sagen?
Schnell kam ich auf die einzig mögliche Antwort: Es musste sich um »Pizzabelag« handeln, woraus der Computer gleich eine ganze Bewegung gemacht hatte.
Da wurde der harmlose Belag zu einer Belagerung, die zu Occupy Pizza führte. So falsch die Maschine da auch übersetzt haben mag; man möge mir bitte Bescheid sagen, sollte es zu dieser Bewegung kommen. Ich wäre sofort dabei.
Wort-für-Wort Übersetzung
Selbst, wenn man sich gegen den Computer und für das Wörterbuch entscheidet, werden Fehler unterlaufen, sobald man wortwörtlich vorgeht. Das ging damals in Latein schon nicht gut und diese Sprache ist, wie wir uns erinnern, tot.
Was macht Übersetzungsarbeiten so komplex?
Es ist die Sprache, die an sich komplex ist. Es geht nicht um einzelne Worte, sondern um den Satzbau, die Bedeutung der Summe aller Wörter, die Bildsprache und den Ton. Ja, der Ton, der zwischen den Zeilen lebt, muss auch berücksichtigt werden.
Andere Kulturen, andere Sitten
Wer es mit dem Übersetzen versuchen möchte, weil er sich dafür interessiert: Nur zu! Es gibt keine bessere Möglichkeit, um eine Sprache in all ihren Finessen und Facetten besser kennenzulernen. Darüber hinaus bekommt man dadurch einen viel intensiveren Bezug zu Land, Leuten und Kultur. Kaum zu glauben, aber wahr: Erst durch das Übersetzen wird einem klar, wie unterschiedlich europäische Kulturen sind, obwohl sie geografisch so nah beieinanderliegen. Und diese Unterschiede zeigen sich im Sprachgebrauch.
Fazit
Maschinelle Übersetzungstools als Hilfestellung zu benutzen ist mehr als nur legitim. Wenn man selbst die Sprache beherrscht, kann man maschinelle Fehler schnell erkennen und beheben. Ist man mit einer Sprache allerdings kaum vertraut, sollte man sich nicht auf das maschinelle Ergebnis verlassen. Außer, es handelt sich um die nächste, große Bewegung: Dann geben Sie mir bitte sofort Bescheid!
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